Das Austrian Institute of Technology (AIT) hat gemeinsam mit vier Forschungspartnern untersucht, wie gut sich die Verkehrsinfrastruktur der Alpenrepublik für automatisierte Fahrzeuge eignet. Wieser Verkehrssicherheit ist mit dem EDV-Dienstleister Prisma Solutions, Rosinak & Partner Ziviltechniker GmbH und dem F&E-Zentrum Virtual Vehicle mit an Bord dieser Forschungsgruppe.
Das Wieser Team, unter der Leitung von DI Peter Rettenbacher (Bild 3.v.l., eingetragener Gerichtssachverständiger und zertifizierter Straßenverkehrssicherheitsgutachter), brachte ihre wertvolle und langjährige Erfahrung zum Thema Straßenausstattung in das Forschungsprogramm mit ein.
Das Projekt via-AUTONOM wurde im Rahmen der 6. Ausschreibung des Programms „Mobilität der Zukunft“ von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert.
Wie geeignet sind Österreichs Straßen für automatisierte Fahrzeuge?
Automatisierte Fahrzeuge sind derzeit in der Regel auf gut ausgebaute Überlandstraßen angewiesen. Unerlässlich dafür sind Leiteinrichtungen, deutliche Bodenmarkierungen, gut lesbare Verkehrszeichen und uneingeschränkte Sichtbeziehungen. Das mehr als 190.000 km lange österreichische Straßennetz liefert über weite Strecken diese Bedingungen nicht. Ein entsprechender Ausbau ist auch nicht finanzierbar. Automatisierte Fahrzeuge sind mit diesen Standardsituationen überfordert.
Untersucht wurde in einer virtuellen Simulation anhand von zwei anspruchsvollen Standard-Verkehrssituationen, was State-of-the-art-Fahrzeugsensoren derzeit überhaupt leisten können. In der einen Situation musste das Fahrzeug auf einer benachrangten T-Kreuzung links abbiegen; in der anderen sich über die Distanz eines 200 m langen Beschleunigungsstreifens, wie er real auf der A2 existiert, in den Autobahnverkehr einreihen. Das ernüchternde Ergebnis: Die automatisierten Fahrzeuge meistern beide Situationen nicht ausreichend gut ohne zusätzliche Infrastrukturmaßnahmen: Von 800 Versuchen beim Einfädelexperiment waren nur 52 % erfolgreich; bei 600 Simulationen an der T-Kreuzung waren es nur 40 %. Dabei wurde von einer StVO-konformen, vorsichtigen Fahrweise ausgegangen. In der Simulation implementierte Infrastrukturmaßnahmen, wie der Einsatz eines Einfädelassistenten des Beschleunigungsstreifens und ein Kreuzungsassistent im Falle der T- Kreuzung, halfen aber, das korrekte Einordnen in den Verkehr wesentlich zu verbessern.
Im Rahmen von via-AUTONOM konnte belegt werden, dass die angewandten virtuellen Verkehrssimulationen prinzipiell geeignet sind, die Wirkungen von Infrastrukturmaßnahmen auf die Sicherheit und den Verkehrsfluss quantitativ zu evaluieren. D. h. die Ergebnisse aus wissenschaftlich fundierten Versuchen im Simulator sind prinzipiell zuverlässig und können als Entscheidungsgrundlage für gezielte Investitionen dienen.
Weiters ergab via-AUTONOM, dass automatisierte Fahrzeuge dynamische Daten brauchen, damit sie erkennen können, wo und unter welchen Bedingungen sie selbstständig fahren können. Diese Grenzen werden in der sogenannten Operational Design Domain (ODD) der Autos festgelegt. Die automatisierten Fahrzeuge müssen selbstständig erkennen, wenn die ODD an ihre Grenzen stößt, damit die Kontrolle an den Menschen abgegeben bzw. ein Notstopp eingeleitet werden kann. Die Fahrzeuge müssen also jederzeit wissen, welche Routen die ODD-Bedingungen aktuell erfüllen oder nicht erfüllen. Die digitalen Karten, mit denen die Fahrzeuge navigieren, müssen dazu auf dynamische Daten zugreifen können, in denen Echtzeit-Informationen über den Zustand einer Strecke wiedergegeben werden und z. B. Schneeverhältnisse oder Baustellen berücksichtigt sind. Um in Zukunft die benötigten digitalen Daten für eine dynamische Routenplanung bereitstellen zu können, braucht es die Synergie zwischen öffentlicher Hand und kommerziellen Datenanbietern.
Dieses Forschungsprogramm entspricht ganz dem Leitsatz von Firmengründer Johann Wieser: "Heute Vision - morgen selbstverständlich".
Quelle: Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft